Ungewöhnliche Post habe ich an diesem Wochenende aus Amberg erhalten. Dort hat Johann Ott „beim Sortieren“ das alte SPD-Mitgliedsbuch seines Taufpaten Karl Stangl gefunden. Das Besondere daran ist, dass Stangl im November 1945 – relativ kurz nach dem Zusammenbruch der NS-Diktatur – in Starnberg eines der ersten Neumitglieder nach der Wiedergründung des SPD-Ortsvereins geworden ist. Die Sozialdemokraten schlossen sich in der Kreisstadt erstmals im Jahr 1892 zu einem Ortsverband zusammen. Dieser war von 1933 bis 1945 durch die Hitler-Diktatur verboten und wurde nach dem Ende des 2. Weltkriegs am 23. September 1945 – nach Genehmigung durch die amerikanische Militärregierung – im Gasthaus „Zur Sonne“ erneut aus der Taufe gehoben. Damals musste der Vorstand des Ortsvereins der Aufnahme eines Neumitglieds noch ausdrücklich zustimmen. Wir gehen daher davon aus, daß Stangl politisch unbelastet war und gemeinsam mit den Mitgliedern des sogenannten „provisorischen Stadtrats“, der vom Mai 1945 bis Januar 1946 amtierde, als „Mann der ersten Stunde“ am demokratischen Wiederaufbau in Starnberg mitgewirkt hat. Denn als seine Berufsbezeichnung ist auf der Mitgliedskarte „Polizist“ eingetragen. Er lebte in der Schießstättenstraße.

Unsere herzliche Bitte an alle, die weitere Informationen und Dokumente aus dieser Zeit haben: Senden sie diese an den SPD-Ortsverein! Wir wollen gerne alle historischen Zeugnisse über die Wiedergründung der Sozialdemokratie in Starnberg sammeln, damit aus dieser Zeit nichts verloren geht. Natürlich werden wir diese besonderen Dokumente in Ehren halten. Nach Sichtung übergeben wir sie – wie in der Vergangenheit auch – an des städtische Archiv. Vielleicht läßt sich heuer auch eine kleine Ausstellung über die Zeit nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur und die ersten demokratischen Schritte in Starnberg vor 70 Jahren gestalten.

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