Zur Zeit erleben wir, wie rasch Toleranz verlorengehen kann und wie gefährdet die Humanität ist und nach allen bisherigen Erfahrungen auch in Zukunft bleiben wird. Diesen Gedanken hat der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt in seiner Ansprache „Auftrag und Verpflichtung der Geschichte“ am 4. Oktober 1978 auf dem 32. Deutschen Historikertag in Hamburg formuliert. Seine Mahnung ist aktueller denn je und hat meine Kreistagsfraktionskollegin Sissi Fuchsenberger veranlasst, nachfolgenden Aufruf für unsere Demokratie namens der Kreis-SPD zu verfassen. Ich veröffentliche ihn gern auf meiner Internetseite:

„Der Schoß ist fruchtbar noch …“
Die Kommunalwahlen in Hessen, die unsäglichen Vorgänge in Zorneding, der massive Anstieg von fremdenfeindlichen Anschlägen in Deutschland: Jetzt muss auch die sogenannte „schweigende Mehrheit“ aktiv werden. Mischen Sie sich ein! Organisationen wie „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“, die christlichen Kirchen, Gewerkschaften oder auch Jugendverbände – es gibt viele Möglichkeiten, sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu engagieren. Die vielen Menschen im Landkreis, die sich in den Asyl-Helferkreisen einbringen – sie leisten täglich in vielen Stunden tatkräftige Schützenhilfe für einen demokratischen Rechtsstaat, der heute von gar nicht wenigen in Frage gestellt scheint.

Am Arbeitsplatz, in der Schule, beim Sport und in der Freizeit, wenn Sie mit Kollegen und Freunden zusammen sind – überall wird jetzt über Politik gesprochen und das ist gut so. Nutzen Sie alltägliche Begegnungen mit Menschen, um für Demokratie und Mitmenschlichkeit einzutreten. Verteidigen Sie diesen demokratischen Staat (die Bundesrepublik seit 1949 ist der beste, den wir in unserer Geschichte je hatten!) und
lassen Sie es nicht zu, dass demokratiefeindliche Bestrebungen am rechten Rand die Oberhand gewinnen.

Engagieren Sie sich in den demokratischen Parteien! Es gibt keine Alternative zur Parteiendemokratie. Die SPD hat eine 153jährige Tradition bei der Bekämpfung demokratiefeindlicher und nazistischer Bewegungen. Aber auch die anderen Parteien, die das Grundgesetz respektieren, bieten eine Plattform, sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen.

„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch!“ Bertolt Brecht setzte diese Worte 1941 an den Schluss seines Stückes „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“. Diese Worte sind als Warnung vor einer im Brecht‘schen Stück zunächst gebannten, aber immer wieder drohenden Gefahr zu verstehen. Das im Gangstermilieu von Chicago angesiedelte Werk schildert überzeichnet und verfremdet das Emporkommen und die Karriere Hitlers und seiner Gefolgsleute. Der Epilog endet mit den Worten: »So was hätt einmal fast die Welt regiert!/Die Völker wurden seiner Herr, jedoch/Dass keiner uns zu früh da triumphiert -/Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!«

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